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Pressemitteilung
- 21. April 2008
Bund für Umwelt und Naturschutz
Deutschland
Landesverband Sachsen e.V.
Ist die Riesaer Feuerwehr in der Lage,
die Bevölkerung wirksam zu schützen?
BUND fordert Erarbeitung eines Katastrophenplans!
Mit Interesse beobachtet der Bund für
Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)
die Aufarbeitung des letzten Brandes
im Stahlwerk Riesa. Für den sächsischen
Landesvorsitzenden Hans-Udo Weiland
ist das Bild mehr geprägt vom üblichen
Tarnen und Täuschen als vom Bemühen,
aus den Fehlern der Vergangenheit zu
lernen. Daran ändert auch die Tatsache
nichts, dass die Staatsanwaltschaft
inzwischen wegen fahrlässiger Brandstiftung
ermittelt.
Die ehemalige Werksfeuerwehr des Stahlwerks
wurde zur Wende aufgelöst und als
Freiwillige Feuerwehr der Stadt Riesa,
wenn auch mit festangestellten Kräften
weitergeführt. Im Stahlwerk sind
aber offensichtlich keine Vorkehrungen
getroffen worden, die der neuen Situation
Rechnung tragen. Nun dauert es eben
etwas länger, bis die Feuerwehr
vor Ort ist. In der Zwischenzeit entwickeln
sich aber große Mengen hochgiftiger
Gase, die nicht nur Leib und Leben der
im Stahlwerk Beschäftigten gefährden,
sondern wie beim letzten Brand, dem
fünften in Folge am gleichen Brandherd,
auch die beteiligten Feuerwehrleute
und große Teile der Bevölkerung
Riesas. Hier fragt man sich, was Gewerbeaufsicht
und Immissionsschutz der zuständigen
Behörden bislang getan haben, um
die Auswirkungen solcher Zwischenfälle
zu minimieren oder aber derartige Katastrophen
ganz zu vermeiden.
Außerdem ist die Freiwillige Feuerwehr
Riesa offensichtlich nicht darüber
informiert, welche Stoffe exakt im Stahlwerk
Riesa verarbeitet werden und welche
Schadstoffe freigesetzt werden können.
Ihr stehen nur die einfachen Messverfahren
für Schadstoffe bei üblichen
Bränden zur Verfügung. Dioxine,
wie sie bei der Verarbeitung lackierten
und mit Plastikabfällen durchsetzten
Schrotts und natürlich auch bei
Bränden entstehen, kann sie mit
den ihr zur Verfügung stehenden
Mitteln nicht messen. Mangels ausreichender
Aufklärung über die seit der
Wende geänderten Produktionsmethoden
im Stahlwerk kann sie auch nicht wissen,
dass bei jedem Brand auf dem Gelände
davon auszugehen ist, dass hochgiftige
Dioxine entstehen und sich im direkten
Umfeld des Stahlwerks niederschlagen.
Nur so ist es zu erklären, dass
die Feuerwehr zwar Schadstoffmessungen
vor Ort vorgenommen hat, es aber versäumte,
sofort Dioxin-Messungen über das
Regierungspräsidium beim Landesamt
für Umwelt und Geologie (LfUG)
anzufordern.
Warum das Landratsamt oder die Stadtverwaltung
die Freiwillige Feuerwehr nicht auf
die Dioxingefahr beim Brand aufmerksam
gemacht und ihrerseits das Messfahrzeug
vom LfUG angefordert haben, ist unverständlich.
Statt dessen wird völlig unzutreffend
und höchst verantwortungslos von
der Polizei verbreitet, dass die Rauchgase
des Brandes keine Schadstoffe enthalten
und damit keine Gefahr für die
Bevölkerung gegeben ist.
Der BUND Sachsen hält es für
dringend geboten, dass alle Verantwortlichen
kurzfristig an einen Tisch kommen um
die potentiellen Gefahrensituationen
zu analysieren und einen aktuellen Katastrophenplan
zu erarbeiten. Hier sieht Weiland neben
der Stadtverwaltung Riesa das Landratsamt,
das Regierungspräsidium, die Feuerwehr,
die Polizei und das Stahlwerk FERALPI
in der Pflicht und bietet an, die Moderation
in dieser Gruppe zu übernehmen.
So wie bisher darf es auf keinen Fall
weiter gehen.
Mit freundlichen Grüßen
Hans-Udo Weiland
BUND LV Sachsen e.V.
Landesvorsitzender
eMail: weiland@bund-sachsen.de
Fon: (03423) 60 84 24
Fax: (03423) 60 85 51
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